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Wirtschaftliche Situation

    In diesem Artikel möchte ich die finanziellen Auswirkungen der Corona Krise auf die Event- und Reisebranche erklären.

    Dieser Effekt betrifft uns genau so wie andere Unternehmen aus der Tourismus- und Eventbranche. Egal ob großer Konzern oder kleines Reisebüro, ob Tomorrowland oder regionales Event.

    Ein paar Infos vorab

    Mit der Abwicklung der Reisen und den Buchungen haben wir die tpR Reiseservice GmbH beauftragt. Das Team dort schreibt Angebote, berät Kunden, kümmert sich um ausreichend Kapazitäten, kontrolliert die Qualität der Unterkünfte und bearbeitet die Buchungen. Wenn du bei uns gebucht hast, kommt die Rechnung also von dieser Firma. Wie andere Reiseveranstalter hat das Unternehmen eine „Insolvenzversicherung“. Das heißt im Falle einer Insolvenz bekommen die Kunden das angezahlte Geld für Ihre Pauschalreise von der Versicherung zurück. Das gilt allerdings nur bei gebuchten „Pauschalreisen“. Eine Pauschalreise besteht zum Beispiel aus einer Unterkunft + Festivalticket oder Anreise. Deshalb ist es meistens besser eine „Pauschalreise oder ein Paket“ zu buchen.

    Das Tourismusjahr

    Das Tourismusjahr startet im Sommer. Noch während die Saison läuft werden erste Vereinbarungen mit Hotels, Unterkünften, Busanbietern usw. für das nächste Jahr getroffen. Im Herbst ist es meistens für 2-3 Wochen eher „ruhig“ und die Arbeit und Aufgaben werden im November und Dezember wieder mehr. Die Produkte müssen konzipiert, die Preise festgelegt und in unsere Buchungssoftware eingespielt werden. Gleichzeitig werden die Verträge mit Hotels und Apartmentbesitzern unterschrieben. Gespräche mit dem Management von Djs und Künstlern werden möglichst noch im „alten“ Jahr abgeschlossen und Verträge geschlossen.

    Während sich die Menschen auf Weihnachten und Silvester vorbereiten, versuchen wir alle unsere Angebote fertig zu bekommen. Sobald der Weihnachtsstress vorbei ist und das neue Jahr startet, überlegen sich viele unserer Gäste, was sie im Sommer unternehmen wollen. Ab Mitte Januar gibt es dann eine deutliche Zunahme der Anfragen und Buchungen. Vor Januar buchen Stammkunden und große Gruppen. Im Januar werden üblicherweise auch die ersten Anzahlungen fällig. Meistens müssen 10 % der Gesamtkosten bei Hotels und anderen Dienstleistern bezahlt werden.

     

    Finanzielle Sicht auf eine „normale“ Saison – so läuft das „Tourismusjahr“ ab.

    Die finanzielle Sicht einer normalen Saison – Natürlich ist das ein vereinfachtes Beispiel.

    In einer normalen Saison buchen die Kunden eine Reise und bezahlen sie. Ein Teil dieses Geldes fließt weiter an die Hotels, Vermieter von Apartments, Busunternehmen und andere Dienstleister. Auch diese benötigen im Winter Geld um ihre laufenden Kosten zu bezahlen. Zudem sind die Anzahlungen wichtig für Partner als „Garantie“, dass die Verträge auch erfüllt werden. 

    Dabei ist es so, dass wir nicht das Geld von Kunde A auch direkt benutzen um nur die Unterkunft von Kunde A zu bezahlen. Im Schaubild wird im Januar recht viel Geld für Anzahlungen ausgegeben. Das betrifft dann auch Anzahlungen für Kapazitäten, die “nur” geplant sind und für die es noch gar keine konkrete Buchung eines Kunden gibt. Aber auch das ist üblich, das man jeweils Kontingente für den ganzen Sommer mit Hotels und Unterkünften vereinbart. Nur so, bekommt man die günstigen Preise von denen die Kunden profitieren. 

    Dabei wird im Einkauf immer Vorsichtig geplant. Aber ein Ausfall der ganzen Saison kann man nicht planen. 

    In Wahrheit sind die „laufenden Kosten“ im Verhältnis sehr viel geringer als auf dem Schaubild. Die laufenden Kosten, inkl. dem Gewinn machen nur 10-20 % des Umsatzes aus. Das heißt bei einer Buchung für 100 Euro fließen ca. 80-90 Euro an Unterkünfte, Djs & Künstler, Busunternehmen usw. Bei dem Reiseveranstalter bleibt also nur ein kleiner Prozentsatz des Geldes mit dem Mitarbeiter, Miete und andere laufende Kosten bezahlt werden. 

    Das ist ähnlich wie im Supermarkt. Dort bezahlt man neben der Packung “Klopapier” auch die Mitarbeiter im Supermarkt, die Miete, Strom usw. 

    Die Corona Saison – 2020 wird nicht unser Jahr 🙁

    Die traditionell wichtigsten Monate für Buchungen sind März und April. Und gerade hier hat Corona zugeschlagen. Am 05. März kam die erste sorgenvolle Email eines Kunden, der mit seiner Buchung noch einige Wochen warten wollte. Ab da sind die Buchungen schlagartig eingebrochen. Im April gab es gar keinen Umsatz mehr. Dazu kommt, dass es nicht absehbar ist, wann sich die Situation wieder stabilisiert. Von normalen Zeiten spreche ich dabei gar nicht.

    Finanzielle Sicht auf die „Corona“ Saison – so sind die Auswirkungen durch Corona

    Die Auswirkungen von Corona auf die Finanzen – die Darstellung ist natürlich vereinfacht

    Die Ausgaben für „laufende“ Kosten (Fixkosten) sind jeden Monat gleich. Dazu gehören die Gehälter für Mitarbeiter, Büromiete, Software Lizenzen, Versicherungen, Strom, usw. Diese Kosten können auch nicht „schnell“ reduziert werden. Soweit wie möglich wurde Kurzarbeit genutzt. In diesem Fall zahlt die Arbeitsagentur 60 % der Gehälter. Da natürlich immer noch Gäste anrufen, E-Mails schreiben und Fragen haben, können aber nicht alle Mitarbeiter in Kurzarbeit sein. Unser Team bearbeitet also weiterhin E-Mails und nimmt Anrufe entgegen – dabei geht es meistens um Stornierungen und Verschiebungen. 

    Würden wir in diesem Fall das Geld für die gebuchten Leistungen zurückzahlen, wäre das Konto sehr schnell leer. Das geht uns genauso wie fast allen Tourismus Unternehmen. Selbst sehr große Unternehmen wie TUI oder Lufthansa haben sehr große finanzielle Schwierigkeiten und benötigen Hilfe vom Staat.

    Das Gesetz sieht vor, dass man bei abgesagten Pauschalreisen innerhalb von 14 Tagen Geld erstatten muss. Das könnten wir bei einzelnen abgesagten Reisen auch problemlos machen. Bei der Masse geht es nicht. Selbst wenn wir wollten. Das Geld reicht nicht. 

    Wir waren die letzten Jahre sehr erfolgreich und haben noch Rücklagen, um weitere Monate zu überstehen. Zudem bemühen wir uns derzeit um einen Kredit von der Bank. Zum Glück kamen wir bisher ohne Kredite aus, sodass wir vor Corona keine Schulden hatten. Die meisten Unternehmen hatten schon vor Corona Kredite um Investitionen und das laufende Geschäft zu finanzieren. Hier sind wir also ein einer guten Position. Zudem gibt es Hilfskredite von der Bundesregierung. Die Bearbeitung dauert aber ca. 4-6 Wochen.

    Wir sind derzeit großer Hoffnung, dass eine “kleine” Saison im Sommer, insbesondere im Juli, August und September stattfinden kann. Vermutlich ohne größere Events. Aber wir hoffen, dass vielen Leuten Sommer, Meer und Strand und eine relativ sichere Anreise mit dem Auto, Grund genug sind, um nach Kroatien zu fahren. Sicher werden viele auch froh sein, nach vielen Wochen, die größtenteils in der Wohnung verbracht wurden, wieder „raus“ zu kommen.

    Wie soll man als Kunde mit der Situation umgehen?

    Um es ganz klar zu sagen: Es gibt keinen besseren Gutschein als „Geld“. Und auch ich würde als Kunde lieber mein Geld zurück haben, als einen Gutschein zu akzeptieren. Aber in dieser Situation geht es – wie bei vielen anderen Problemen durch Corona – eine Lösung zu finden, die für alle Seiten passt und mit der wir Zeit gewinnen. Wir achten da sehr genau darauf, dass die Lösung auch für die Kunden gut und sicher ist. 

    Wenn es um Veranstaltungen, Festivals, Shows oder Urlaub geht: Die finanzielle Lage, die ich beschrieben habe, ist für all diese Branchen ähnlich. Es geht nicht darum, dass die Tourismusunternehmen oder der Festivalveranstalter das Geld nicht zurückzahlen will. Es geht einfach nicht, weil Kosten für einen Urlaub oder ein Festival schon viele Monate vorher entstehen und bezahlt werden müssen. Dafür hast du für deine frühe Buchung oft auch einen „günstigeren“ Preis bekommen, als wenn du kurz davor ein Festivalticket oder Urlaub buchst.

    Einkaufen mit Maske macht mir keinen Spaß. Aber es ist besser, als gar nicht einkaufen zu können. Mit einer Person einen Spaziergang zu unternehmen ist besser, als ganz daheim bleiben zu müssen. Wir müssen also jeden Tag viele Kompromisse und Einschränkungen akzeptieren – wie sinnvoll die einzelnen Einschränkungen sind, ist dabei eine andere Frage. Jeder hat dazu seine eigene (hoffentlich kritische) Meinung.

    Was passiert wenn ein Unternehmen pleite geht?

    Zuerst verlieren viele Leute ihren Job, viele Partner und Dienstleister verlieren einen wichtigen Kunden und geraten dadurch oft selbst in Existenznöte. Wie es für die Kunden läuft unterscheidet sich, je nachdem was gebucht wurde:

    Insolvenzversicherung

    Bei unserem Partner tpR Reiseservice GmbH sind alle Kundenzahlungen für Pauschalreisen gegen Insolvenz versichert. Die Versicherung würde also das Geld erstatten. Es dauert in diesem Fall aber sehr sehr lange dauern bis Geld wirklich erstattet werden kann. 

    Buchungen für „nur“ Tickets fallen nicht unter diese Regelung. Hier werden die Festival- und Eventveranstalter eine Lösung anbieten. 

    Aber um es klar zu sagen: Derzeit ist eine Insolvenz keine Gefahr.

    Wie wahrscheinlich ist eine Insolvenz?

    Hätte dir jemand vor 6 Monaten gesagt, dass du im März nicht reisen darfst, zu Hause bleiben sollst und dich mit niemanden treffen darfst, hättest du das vermutlich nicht geglaubt. Derzeit ist die finanzielle Situation von zrce.eu und tpR Reiseservice GmbH noch stabil. Wir kümmern uns um eine Lösung der finanziellen Situation und sparen gleichzeitig in allen Bereichen.

    Derzeit würde ich sagen, dass wir (inkl. tpR Reiseservice GmbH)  verhältnismäßig gut dastehen. Aber letztendlich hängt alles davon ab, wie lange die Krise dauert. Wenn die Saison 2020 komplett ausfällt, verkraften wir das. Zudem wird immer wieder über Hilfsprogramme für Tourismusunternehmen seitens der Politik gesprochen. Ich habe Hoffnung, dass der Politik hier noch eine Lösung einfällt, die Arbeitsplätze rettet und auch für die Kunden eine gute Option ist.

    Wenn 2021 auch ausfällt, wird es schwierig… Aber dann wird es in ganz vielen Bereichen sehr sehr schwierig.

    Wer hat diesen Artikel geschrieben?

    Mein Name ist Patrick. Ich bin einer der Gründer von zrce.eu und Geschäftsführer.

    Über Feedback und Rückmeldungen zu meinem Artikel freue ich mich. Schreib mir an patrick@zrce.eu